Liebe Kunstfreunde

Texte, die nicht nur den eigenen Hallraum spiegeln, sind aufwändiger zu lesen, umso anregender, wenn sie einem dann nicht mehr loslassen. Anbei eine Entdeckung meinerseits, zeitgemäss passend!

«Der Nichtstuer ist kein Faulenzer. Er verarbeitet eine Unmenge von Eindrücken, er arbeitet am laufenden Band. Er leistet bestimmt mehr Verarbeitungsarbeit als jeder Werktätige an der Verarbeitungsstrasse. Passivität ist dafür unabdingbar, ist Voraussetzung für die Höchstleistung eines Ichs, das sich seiner Sonderstellung zwischen Himmel und Erde, zwischen Geschichte und Natur, zwischen Jetzt und Nu unentwegt versichern muss. Einsamkeit,einmal betrachtet als laborreine Isolierung, die dem Erdkrüppel Mensch für den Empfang aus der Senkrechten unabdingbar ist.»

Aus «DER FORTFÜHRER» von Botho Strauss, Seite 51

*Nû: Mittelhochdeutsch. Das heutzutage kaum noch verwendete Substantiv «Nu», «im Nu» klingt meines Erachtens betonter, eindringlicher, kürzer als das «Jetzt».